Woche 6 und 7
ODER Höhen und Tiefen
Es ist gerade beginnender Sonntagnachmittag und ich habe es mir gerade in einem Café bei gutem Kuchen und Kaffee gemütlich gemacht. Ich bin hierher, nicht weit von meiner Wohnung entfernt, geflohen, weil ich hoffe, an diesem so wunderschönen Tag, möglichst viele Sonnenstrahlen einfangen zu können. Denn nach Wochen, an denen ich die meiste Zeit des Tages drinnen verbringe und einem besonders grauslichen gestrigen Tag, an dem es nur geregnet hat, tut es gut, mal in Ruhe ein wenig Auszeit zu genießen. Und was würde dafür besser passen, als euch von meinen beiden letzten Wochen zu berichten.
Es waren wirklich Höhen und Tiefen, die mich begleitet haben: von der ersten Niederlage gegen die Klimaanlagen und einem bitteren Kampf gegen mich und für das System, bis hin zu meinen ersten zwei German Events und einem tiefen Einblick in den US-amerikanischen Patriotismus.
Ja, die Temperaturen hier haben in den letzten Wochen das Ihrige getan und vor 1 ½ Wochen bin ich ihnen erlegen. Nach einem tagelangen und insbesonders energieintensivem Kampf – ihr glaubt gar nicht, wie viel Energie es dem Körper kostet, seine Temperatur ständig auszugleichen und manchmal im Minutentakt zwischen dem Kühl- und dem Heizmodus zu wechseln – gab ich letzten Donnerstag W.O. Halsweh, Kopfweh und ein komisches Gefühl in meinen Nasennebenhöhlen haben mich letztlich dazu überredet, mit einen Helfer ins Boot zu holen: Aspirin.

Gerade rechtzeitig, denn ich habe es im rechten Moment abfangen können und so hat ein Wochenende mit Ruhe und viel Schlaf ausgereicht, um am Montag wieder fit in eine neue Woche starten zu können. Und das war auch wichtig, denn die letzte Woche hatte es wirklich in sich.
Zu meinen „normalen“ Aufgaben als Lehrerin und Studentin kamen nämlich die ersten zwei „Paper“, die zu schreiben waren. Paper werden hier Seminararbeiten genannt, wobei sie nicht ganz dem entsprechen, was wir uns darunter vorstellen. Während meine Seminararbeiten auf der Uni meist eine eigens entwickelte These oder Fragestellung auf, rechne ich Proseminararbeiten dazu, mindestens 10 – 15 Seiten zu beantworten versuchten, so unterscheiden sich Paper hier nicht nur in der Aufgabenstellung und der Länge, sondern auch in der Häufigkeit. So war im Filmkurs die erste von insgesamt 3 Schreibaufgaben, die wir über das Semester verteilt zu bearbeiten haben, fällig. Und im Politikkurs war es das erste von 6 Essays, die zusätzlich zu den vielen Quizzes und den beiden großen Exams zu machen sind, diese Woche abzugeben. Und ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das schließlich recht stressig war, denn zu fehlender Energie kamen somit nicht nur die übliche Arbeit der Unterrichtsvor- und Nachbereitung und der wöchentlichen Lektüre, die ich zu erledigen habe, sondern auch zwei wirklich zeitintensive und herausfordernde Aufgaben hinzu. Und dabei stieß ich auch auf die ersten wirklichen sprachlichen Probleme hier, denn während es mir meine Muttersprache mittlerweile erlaubt, mich auf akademischem Niveau sehr differenziert auszudrücken, so fehlen mir im Englischen einfach die Vokabel, um auch genau das auszudrücken zu können, was ich sagen möchte. Und so war es nicht nur herausfordernd, meine Gedanken und Überlegungen überhaupt erst einmal zu entwickeln, sondern besonders zeitintensiv, diese auch zu Papier zu bringen. Nachdem ich wirklich viel Kraft investiert hab und obwohl ich noch nicht weiß, wie die Noten dafür aussehen werden, so bin ich doch ein bisschen Stolz auf das, was ich zustande gebracht habe.

Das Essay im Politikkurs beschäftigte sich mit Barack Obama’s „State of the Union Address“, einer jährlichen Rede, in welcher sich der Präsident an den Kongress und die Nation wendet und über bereits Erreichtes und noch zu Erledigendes spricht, aus dem Jahr 2013. Meine Aufgabe war es, zunächst einen Artikel, in welchem ein Autor neben einer historischen Periodisierung dieser Reden auch eine mögliche Analysemethode vorschlägt zu kommentieren, um schließlich eine Einschätzung zu wagen, ob die vorliegende sogenannte SOTU, der von ihm konstatierten modernen Ära entspricht.
Während der zweite Teil der Aufgabenstellung recht leicht zu bewerkstelligen war, so hat mich die Frage, ob der Autor, ein Politikwissenschaftler, mit seinen Aussagen wirklich recht hat, letztlich eine ganze Woche lang beschäftigt. Denn ohne Hintergrundwissen und der fehlenden Zeit, intensiver zu recherchieren (was auch gar nicht Aufgabe war), ist es in meinen Augen unmöglich, die Frage seriös anzugehen. Und so hab ich dann einfach versucht, Auffälligkeiten zu kommentieren und um den heißen Brei herum zu reden. Und während ich das eigentlich wirklich gut kann, schließlich hab ich das in meinen 7 Jahren auf der Uni bis zur Perfektion üben dürfen :-), so ist das in einer fremden Sprache gar nicht so leicht. Und umso stolzer war ich, als ich am Donnerstag meine drei Seiten Text, mit denen ich eigentlich ganz zufrieden bin, abgegeben hab.
Die zweite Arbeit war hingegen viel interessanter. Sie basierte auf einem Interview mit Mama, in dem ich sie zu ihren Erinnerungen an das Fernsehen in ihrer Kindheit und ihren Einschätzungen zu seitdem stattgefundenen Entwicklungen befragt hab. Auf insgesamt sieben Seiten konnte ich so ganz Vieles festhalten: von den Anfängen des Fernsehens in Schwarz-Weiß-Bildern, ohne Fernbedienung und begrenzten Sendezeiten bis hin in die Gegenwart, in der 356 Tage im Jahr, rund um die Uhr alles möglich scheint. Aber es waren nicht die Fakten, die man ohnehin überall nachlesen kann, die mich an diesem Interview fasziniert haben, sondern vielmehr die Tatsache, über welche Aspekte Mama gesprochen hat. So gab es Dinge, die Mama sofort, wie aus der Pistole geschossen und ohne nachzudenken, erinnert hat, während andere mehr oder minder nur (mehr) im Dunkeln existieren. Und besonders spannend finde ich auch, dass ich mit meinen vielen Fragen, die ich gestellt hab, etwas ins Rollen gebracht hab. Ich glaub, Mama und Papa denken immer noch über das Fernsehen, wie es früher mal war, nach … Ich bin total inspiriert und hoffe, dieses aufregende Forschungsfeld, bald wirklich intensiver verfolgen zu können. Vielleicht fange ich ja mit euch an :-). Also: Was denkt ihr über das Fernsehen? Wie hat es sich verändert und woran erinnert ihr euch aus euren Kindertagen?

Bitte entschuldigt einen kurzen Einschub, aber ich war gerade am Klo und das Bild, das sich einem bietet, wenn man durch das Café blickt, ist echt auffallend. An jedem einzelnen Tisch sitzen Menschen, v.a. Studierende, vor ihren Laptops und Büchern und arbeiten. Sicher, ich bin auch gerade hier, sonst könnte ich euch davon nicht berichten, aber ich sitze zumindest draußen in der Sonne. Mittlerweile kann ichs aber auch irgendwie verstehen, denn sie alle haben mit großer Wahrscheinlichkeit kein richtiges Zuhause, sondern nur ein Campuszimmer, dass sie sich womöglich auch noch teilen müssen und da kann ich wirklich verstehen, dass man so nicht lernen kann. Gut für die Gaststätten hier in der Umgebung, aber letztlich wieder einmal ein Anlass, mein Nest zu Hause wertzuschätzen.
Also zurück zu meinem Alltag. Neben diesen Spezialaufgaben hat mich in den letzten Wochen auch mein „Berufsalltag“ beschäftigt. Und, im Moment darauf zurückblickend, kann ich wirklich sagen, dass ich Einiges erreicht hab. Denn ich bin nicht nur auf einem wirklich guten Weg, mich in das Unterrichtskonzept hier einzuarbeiten, sondern auch das Verhältnis zu meinen StudentInnen wird, so meine ich zumindest, mit jeder Stunde entspannter. Und so quälen sich die AnfängerInnen gerade mit Freizeitbeschäftigen und den Themen Essen, Kleidung und Wohnen, während wir im Konversationskurs, inspiriert von Lewis Carroll’s Zipferlak, über Sprache und diese Woche über die Wienerkaffeehauskultur, die ich übrigens langsam zu vermissen beginne, sprechen. Und ich bin wirklich beeindruckt! Denn sie leisten alle wirklich Großartiges und so hoffe ich nur, dass ich es ihnen ermöglichen kann, der deutschen Sprache auch mit etwas Spaß und Lust begegnen zu können. Ich gib jedenfalls mein Bestes …
In den letzten beiden Wochen haben auch unsere beiden German Events für das Monat September stattgefunden: ein Grillfest und der erste Stammtisch. Diese German Events werden ja vom German House, d.h. mir und den drei StudentInnen, mit denen ich „wohne“, im Namen des Instituts, welches die Events sponsert, für alle DeutschstudentInnen und andere an der Deutschen Sprache und Kultur Interessierten zwei Mal im Monat veranstaltet. Eine wirklich nette Sache, weil sie zumindest etwas Abwechslung in den Studienalltag und das Sprachenlernen bringen.
Und so war das Grillfest ein voller Erfolg. Gemeinsam mit sicher gut 80 StudentInnen haben wir auf einer Wiese am Campus, auf der es fix installierte Griller gibt, „deutsche“ Bratwurst gegessen, Deutsch gesprochen und einfach Spaß gehabt. Ich war überrascht, dass so viele gekommen sind, aber das Grillfest zu Beginn des Semesters hat hier schon irgendwie Tradition. Besonders schön fand ich es, dass StudentInnen und ProfessorInnen dieses Fest gemeinsam feiern und sich in entspannter Atmosphäre ganz locker kennenlernen und unterhalten können. Ohne Barrieren. Ganz menschlich. In Österreich musste ich dafür bei meiner Diplomarbeit ankommen, also definitiv etwas, wovon wir uns was abschauen könnten.
Besonders auffallend war der „Speiseplan“. Aber seht selbst:
Wie ihr sehen könnt, hatten wir neben Original Nürnberger Bratwürsten auch viele Alternativen im Angebot: mit Käse und Huhn gefüllte Würste, koschere Bratwürste und sogar Tofu-Bratwürste für die Vegetarier. Meiner Meinung nach kann man darüber streiten, ob eine Wurst ohne Fleisch noch Wurst ist – ich würd ja lieber keine essen, bevor ich eine Tofu-Bratwurst esse -, aber hier in den USA ist es Standard, bei solchen Veranstaltungen vegetarische Speisealternativen anzubieten. In meinen Augen hätte das Brot, die Bretzeln, der Kartoffelsalat, der seinen Namen übrigens auch nur verdient hat, weil da irgendwo zwischen Mayonnaise und Eiern irgendwo versteckt Kartoffel verarbeitet waren :-) ausgereicht, aber Amerikaner haben offenbar gerne das Gefühl, auch wenn sie Vegetarier sind, das zu essen, was auch alle anderen essen. Mit ein wenig Sarkasmus: Wie wohl Tofu-Truthahn zu Thanksgiving schmeckt? :-)) Aber Spaß bei Seite, es war wirklich ein gelungenes Fest!
Während ich gestern noch der Meinung war, dass meine Idee des Tofu-Truthahns eine meiner wirren gedanklichen Erfindungen, basierend auf nicht zurückhaltbarem Sarkasmus, war, so habe ich mittlerweile herausgefunden, dass ich damit wohl doch nicht so weit von der Realität entfernt lag. Ich hab mir sagen lassen, dass es diesen Tofu-Truthahn wirklich gibt – genannt Tofurky. Wohl einer so benannten Firma, die Tofuprodukte herstellt?!?! Und so enthalte ich mich besser jeglichen weiteren Kommentaren und lass es euch einfach selbst sehen …

http://www.tofurky.com/tofurkyproducts/holiday_products.html (Bild)
http://vegetarian.about.com/od/glossary/g/Tofurkey.htm
Ein wenig einfacher haben wir unseren ersten Stammtisch gestaltet. Bei Pizza – neben Salami und Käse auch hier eine eigene Variante für Vegetarier, wobei füt mich wiederum die Frage bleibt, wie viel Fleisch wohl in amerikanischem Käse verarbeitet wird :-) –, Bretzeln und Getränken sind wir gemütlich zusammengesessen und haben uns mit den wenigen StudentInnen, ich schätze um die 18, die den Weg ins Department gefunden haben, unterhalten und einen angenehmen Abend verbracht. Um weil ja Überraschungseier hier verboten sind, haben wir ein kleines Quiz zu Österreich und Deutschland veranstaltet, um trotzdem etwas Spiel, Spaß und Spannung :-) in die Sache zu bringen.
Hier für euch die spannendsten Fragen. Mal sehen, ob ihr sie beantworten könnt …
Wie sieht der Durchschnittsösterreicher / die Durchschnittsösterreicherin aus?
1,67m groß und 96kg schwer
1,72m groß und 74kg schwer
1,85m groß und 83 kg schwer
1,91m groß und 103kg schwer
ÖsterreicherInnen essen viel Fleisch. Wie viel?
70kg pro Jahr
80kg pro Jahr
90kg pro Jahr
100kg pro Jahr
Der Durschschnittsösterreicher / die Durschschnittsösterreicherin trinkt
82 Krügerl = 42l Bier pro Jahr
432 Krügerl = 216l Bier pro Jahr
184 Krügerl = 92l Bier pro Jahr
216 Krügerl = 108l Bier pro Jahr
ÖsterreicherInnen essen im Jahr
rund 32kg Schokolade
rund 3kg Schokolade
rund 11kg Schokolade
rund 25kg Schokolade
Die Auflösung gibt’s nächste Woche, denn ich muss euch ja ein bisschen auf die Folter spannen und euch an mich binden :-)).
Den nächsten Stammtisch werden wir wohl bei uns zu Hause im German House veranstalten, wobei ich schon dabei bin, zu überlegen, ob wir dieses Event nicht besser umbenennen sollten. Denn obwohl es ein wirklich nettes deutsches Wort ist, das aufgrund der Regelmäßigkeit dieser Treffen auf den ersten Blick auch gut zu passen scheint, so ist es wohl nicht wirklich das, was wir Österreicher und auch Deutsche uns unter einem Stammtisch vorstellen. In meinen Augen gehören zwei wesentliche Aspekte dazu: ein Wirtshaus und Bier. Und beide Dinge können wir hier leider nicht bieten. Ersteres, weil es in der Nähe keine entsprechende Lokalität gibt und Zweiteres nicht, weil das die Unipolitik verbietet. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass der Konsum von Alkohol hier in den USA erst ab 21 erlaubt ist und dieses Alter haben viele unserer StudentInnen noch nicht erreicht. Also wird es wohl dabei bleiben müssen, dass wir wenigen wirklich „Erwachsenen“ – real persons, wie wir auch genannt werden – uns nach dem Stammtisch ins Auto setzen und in eine Bar fahren, um zumindest dort unser (wohlverdientes :-)) Bier genießen zu können.
Bier ist auch schon mein nächstes Stichwort. Langsam gewöhne ich mich an die Bierkultur hier, was letztlich daran liegt, das Abby mittlerweile hat herausfinden können, was ich mag und was mir gar nicht schmeckt. Grundsätzlich hat Bier hier, während es teurer ist als bei uns zu Hause, einen allgemein bitteren Nachgeschmack. Und dabei ist es nicht unbedingt stärker als unseres, sondern geschmacklich offenbar nur intensiver. Gewöhnungsbedürftig, aber letztlich gut, denn viel kann ich davon nicht trinken. Deshalb umso besser, dass ich schon Sorten gefunden habe, die schmecken :-). Aber es bleibt nicht beim Nachgeschmack. AmerikanerInnen stehen, so scheint es, einfach nicht auf reine Geschmäcker. So reicht es ihnen nicht aus, das Bier einfach Bier ist (hier übertreibe ich womöglich ein wenig :-)), sondern sie lieben es, ihm weitere Geschmäcker hinzuzufügen. Und während Blueberry Beer gerade noch so geht, so hat es mir bei Pumkin Beer alles erdenklich Mögliche zusammengezogen. Ich mag Kürbis, ob in Rohform oder als Kuchen oder Öl. Aber selbst als Steirerin ist mir der Kürbis im Bier dann doch zu viel des Guten. Den Amis schmeckts aber offenbar: http://www.pastemagazine.com/blogs/lists/2012/10/the-10-best-pumpkin-ales-8-that-didnt-make-the-cut.html.

Umso schöner war es, als Abby uns letzte Woche das Geschenk eines Stiegls gemacht hat. Wenn man Glück hat und v.a. weiß wo, dann kann man hier tatsächlich auch gutes Bier kaufen und trinken. Damit bestückt sind wir letzten Samstag am Abend zu Stone Mountain gefahren um uns eine Lasershow anzusehen. Gut war es, dass ich trotz meiner gesundheitlichen Schwächung mitgefahren bin, denn gestern hätte es uns unseren Ausflug ordentlich verregnet.
Nicht weit von der Stadt entfernt – ca. eine halbe Stunde – ist Stone Mountain wirklich das, was der Name schon sagt: ein Steinberg, der ganz allein mitten in der Gegend steht. http://www.stonemountainpark.com/ Man kann diesen Granitfelsen besteigen oder mit einer Gondel hinauffahren, das wohl aber Besondere ist das eingearbeitete Relief, vergleichbar mit Mount Rushmore, das an den Civil War erinnert. Das in etwa fußballfeldgroße „Denkmal“ zeigt drei Persönlichkeiten der Konförderierten Staaten von Amerika: ihren Präsidenten Jefferson Davis und die Generäle Thomas Jackson und Robert E. Lee.
Aber wir waren ja nicht zum Wandern da, sondern um uns die Lasershow anzusehen. Und die war für die 10$ pro Auto, die sie kostet, wirklich spektakulär. Gut eine halbe Stunde haben Laser Bilder an den Stein gemalt und Geschichten erzählt. Die Geschichte von einem Roadtrip durch Atlanta und angrenzende Bundesstaaten, die Geschichte von Feuerwehrmännern und Ärzten und letztlich die Geschichte des Bürgerkriegs, die wohl nirgendwo präsenter ist als hier im Süden. Und Amerikaner verstehen sich ja im Entertainment besser als alle anderen und so wurden diese Geschichten von toller und mitreißender Musik begleitet. Musik, die an manchen Stellen, wie Mariah Carey’s Hero zur Inszenierung einzelner Berufsgruppen als die Helden der Nation wohl besser nicht hätte passen können :-). Und dann wurde es plötzlich still und über den Berg flimmerte die Aufforderung an all die vielen BesucherInnen, die es sich, wie wir, bei Essen und Getränken auf Decken auf einer Wiese bequem gemacht hatten, aufzustehen. Und ihr werdet es wahrscheinlich kaum vermuten, was dann kam … ?! Der große Höhepunkt und Abschluss: die Nationalhymne. Noch beeindruckender wäre es wahrscheinlich gewesen, wenn die ganze Menge auch noch mitgesungen hätte, aber schon so läuft einem wirklich ein Schauer über den Rücken. Nationalstolz hautnah.
Leider ist dieses Spektakel auf den Videos und Fotos, die ich gemacht hab, nicht gut zu erkennen. Ein Bild aus dem Netz muss deshalb genügen …
Und während unzählige Bilder der US-amerikanischen Flagge den Berg zierten, so war es ein bewegender und zugleich gemeinschaftlicher Moment, wie ich ihn zu Hause nur ein einziges Mal erlebt hab: bei einer Angelobung neuer Rekruten beim Bundesheer. Spannend, das mir gerade das dazu einfällt, aber wahrscheinlich liegt das an der ähnlich kontroversen Haltung, die bei so „patriotischen“ Ereignissen für mich einfach mitschwingt. Und der US-amerikanische Patriotismus geht da wirklich noch viele Schritte weiter. Für eine Österreicherin wie mich, wo wir abseits unserer klaren Abgrenzung von Deutschland :-) – da kommt mir wieder Cordoba in den Sinn – ja keinen wirklichen Nationalstolz kennen, ist das schon wirklich spannend. V.a., weil ich die US-amerikanische Hymne fast besser zu kennen scheine als meine eigene … - Daran sollte ich wirklich arbeiten! Denn was ich hier schön langsam wirklich entwickle, ist mein ganz persönlicher Nationalstolz (den ich aber bitte niemals Patriotismus nennen möchte :-)!) Und so singt es ja schon Rainhard Fendrich: „Und wenn ihr wuit‘s a gonz allan: I’m from Austria“. Alles in Allem wirklich spannend, einfach beeindruckend und irgendwie abschreckend zugleich.
Und während ich hier die US-amerikanische Politik in ihren Wurzeln treffe, so steht auch die kommende Woche, wie auch schon die letzten beiden, in welchen ich versucht hab, alle, wenn auch manchmal noch so lächerlichen TV-Duelle anzusehen, ganz im Zeichen der Politik. Denn ich werde die heute und am kommenden Sonntag stattfindenden Wahlen in Deutschland und Österreich nutzen, um mit meinen StudentInnen über Politik zu diskutieren und hoffentlich eine ganz neue Perspektive auf unser Wahlsystem entwickeln zu können. Ich bin jedenfalls schon wahnsinnig gespannt auf die Ergebnisse, die am kommenden Sonntag über unsere Bildschirme flimmern werden, denn, auch wenn ich hier nicht wirklich viel mitbekomme, so scheint es dennoch eine Wahl zu werden, in der mehr offen ist als je zuvor (zumindest so lange ich mich daran erinnern kann).
Nach gut drei Stunden, die ich hier nun schon sitze und euch aus meinem Leben berichte, werde ich mich nun verabschieden und wünsche euch aus einem immer herbstlicher werdenden Atlanta bei Sonnenschein und fast 30° :-) alles, alles Liebe!! Eine schöne Woche und bis bald …