Woche 26 und 27
ODER auch ein Tanz auf ganz schön vielen Hochzeiten :-))
Nach einem langen Wochenende und der ersten „ganzen“ Arbeitswoche in diesem Semester überhaupt kann ich mal wieder Einiges berichten: von Siegern und Verlierern, von Projekten und Herausforderungen, von Events und von einem kleinen Einblick in die Welt des US-amerikanischen Schullebens.
Aber eins nach dem Anderen … und so habe ich den überraschenden Kurzurlaub letzte Woche wirklich genossen. Und während es schon seit Tagen wieder so aussieht, als wäre hier nichts passiert – wir haben heute blauen Himmel und Sonnenschein bei angenehmen 13° im Schatten -, muss ich immer noch schmunzeln, wenn ich an letzte Woche denke. V.a. wenn ich all die Fotos und Berichte aus dem Süden Österreichs sehe … :-)) – schon spannend, wie unterschiedlich die Definitionen von Schneechaos sein können! Ein kleines, aber überraschendes Detail: 2011 hatte Atlanta ganze 4 Schneeräumfahrzeug und nachdem sie damals erst nach 3 Tagen nach dem Schneefall überhaupt erst aktiv werden konnten, waren dieses Jahr schon über 70 unterwegs – blöd nur, dass sie sich auf den überfüllten Straßen bald keinen Weg mehr zur den Salznachfüllstationen bahnen konnten :-). Nachdem das „Drama“ aber nun hinter uns liegt, fasziniert mich besonders die noch immer anhaltende Dramatisierung im Fernsehen. Wir wissen, dass Fernsehnachrichten und –berichterstattungen immer irgendwie gefärbt sind und alles irgendwie zur Sensation gemacht wird, aber als ich die amerikanische Art nun hautnah miterleben konnte, bin ich fast sprachlos. Leider kann ich euch den Clip nicht zeigen, aber ein CBS Special nach dem Winter Storm hat mich schon schwer begeistert: dramatische Fotos begleitet von einer Off-Stimme, die nicht nur an die Ereignisse erinnert – liegengebliebene Autos und gefangene Kinder in Schulen -, sondern besonders die Menschlichkeit hervorhebt und im Sinne eines Dankeschön und all die Menschen, die in dieser schweren Zeit geholfen haben, ehrt. … Aber so einzigartig ist das eigentlich gar nicht, denn wenn ich genauer darüber nachdenke, dann kennen ja auch wir das nur zu gut. Erst die letzte Hochwasserkatastrophe in Österreich wurde beinahe auf dieselbe Art und Weise „verarbeitet“ … Also leider doch keine neue Besonderheit der amerikanischen Kultur, aber dennoch spannend – v.a. für mich, wo ich mich ja gerne als Fernsehwissenschaftlerin bezeichne :-).
Aber das liegt nun hinter uns und so bin ich langsam auch schon richtig bereit für den einsetzenden Frühling, der hier ja weit früher kommen soll, als wir es kennen. Und die ersten Anzeichen sind auch schon überall zu sehen – v.a. in Form von Käfern von denen ich mir aber nur wenig Glück erhoffe: Marienkäfer.
Wie ihr hier sehen könnt, reichen ein paar wärmere Tage aus, um einen regelrechten Käferfriedhof auf dem Balkon zu haben …
… und das ist alles andere als eine Besonderheit. Im Internet liest man sogar von Inversionen und die Bilder lassen nichts Gutes hoffen, einzig die Erfahrung vom letzten Herbst lässt mich hoffen, dass es nicht allzu schlimm werden wird.
http://wizarmy.11alive.com/news/weather/469962-ladybugs-swarming-north-georgia
Die süßen Marienkäfer an sich wären ja nicht das Problem … diese hier sehen zum Großteil aber leider nicht sehr gesund aus. Es gibt sie in Braun (statt Rot), mit zu vielen oder gleich ganz ohne Punkten, …
Und während ich es ja schon gewohnt sein sollte, auch drinnen MitbewohnerInnen zu haben, so hat es mich diese Woche doch überrascht, als ich einen dieser Käfer auch in meiner Küche entdeckt habe – ahnungslos wo dieser hergekommen sein könnte …
Ich hoffe nur, dass sich keine neue Front auftut, denn den anderen Kampf bestreite ich noch immer erfolgreich!
Es bleibt also abzuwarten und Überraschungen werfen mich ja auch schon lange nicht mehr aus der Bahn …
Aber nun genug von Käfern und Insekten und zurück zu den Menschen und so waren wir, nachdem wir unsere „Nester“ ja langsam wieder verlassen konnten, letzten Samstag wieder einmal mit StudentInnen (diesmal Abbys Studis vom Oxford College) im Biergarten zu Gast. Und da hab ich es mir gut gehen lassen – mit Radler, der in den USA etwas wirklich Besonderes ist, mit Rindroulade und einem Schnaps zum Abschied :-)).
Und diesmal hab ich auch die Speisekarte fotografiert, damit ihr auch einmal selbst sehen könnt, was hier über dem Teich als deutsche Kultur verstanden wird.
Und am Sonntag fand dann das wohl wichtigste Sportereignis des Landes statt – der Super Bowl.
Und ich war richtig aufgeregt, denn das sollte nicht nur mein erster, sondern wahrscheinlich auch mein letzter Super Bowl sein, den ich nicht nachts oder gar nur zeitversetzt am nächsten Tag sehen konnte. Leider fand ich niemanden, der meine (stille) Begeisterung für Football teilt und mich in eine Sportsbar begleiten wollte und so entschied ich, da ich ja alleine war, mich mit der in dem benachbarten SAAC stattfindenden Stundenten-Super Bowl-Party zufrieden zu geben. Und so war ich um 6 auch bereit, die Wohnung zu verlassen und mich dem Fantum hinzugeben, wenn auch noch unschlüssig, zu welcher Mannschaft ich halten sollte. Denn die letzten Jahre haben gezeigt, dass stets die Mannschaft gewonnen hat, zu der ich nicht gehalten habe und so stand ich auch dieses Jahr wieder vor der schwierigen Aufgabe … Aber diese Aufregung und Vorfreude sollte nicht lang anhalten, denn als ich die für ein public screening umgewandelte Sporthalle betrat, war mir sofort klar, dass ich hier nicht jenen Wahnsinn sehen würde, den ich mir von Amerika beim Super Bowl erwartet hatte.
Nach der obligatorischen Nationalhymne und den ersten Spielzügen habe ich dann auch beschlossen, doch lieber in mein Bett, das mir hier ja auch als Sofa dient, zurückzukehren, um hier wenigsten ein Glas Wein genießen zu können … und da wurde es dann auch bald so richtig langweilig: Touchdown der Seahawks … und ein weiterer Touchdown der Seahawks … und dann noch einer … und so gingen wir mit einem beinahe unglaublichen Zwischenstand von 22:0 in die Halbzeit.
Und die so berühmte half time show war nett …
… aber auch hier habe ich schon Besseres gesehen! Ein kleines Detail am Rande: schon am nächsten Morgen haben alle TV-Sender von der Sensation berichtet, dass die Red Hot Chilli Peppers Playback performt haben, was hier gemeinhin als totale Enttäuschung verstanden wird. Aber naja … die zweite Halbzeit gab dann auch nicht mehr viel her, sodass die Seahawks letztlich mit einem riesen Vorsprung von 35 Punkten (43:8) ihren ersten Super Bowl gewonnen haben.
Und trotz des letztlich einfach nur faden Spiels, gab es dennoch etwas, dass immer wieder aufs Neue spannend war: die Werbung, denn der Super Bowl gilt nicht umsonst als wichtigstes commercial – Ereignis des Jahres. Und dabei sollte man nicht vergessen, dass 30 Sekunden insgesamt unglaubliche 4 Millionen Dollar kosten!!!
Und weil ihr ohnehin alle auf youtube finden könnt, möchte ich euch hier nur jenen Spot zeigen, der für Aufsehen gesorgt hat.
Und weil es an dieser Stelle wieder einmal notwendig scheint: dabei möchte ich persönlich natürlich keine Werbung machen und die eine oder andere Marke in den Vordergrund stellen, … Und v.a möchte ich hier keine Wertungen, … aussprechen, weshalb ich die Meinungsbildung auch euch selbst überlasse … (öffentlich zu bloggen hat schon seine Tücken :-))! Von mir gibt’s wertfrei !!!!! nur all das, was ich finden kann – uns so sollt ich ja wohl auf der sicheren Seite stehen?!
Ja … und so konnte ich, wenn auch total enttäuscht, ein Häkchen unter dieses USA-Event machen und meine erste „ganze“ Arbeitswoche beginnen.
Nach den ersten Anfangsschwierigkeiten in diesem Semester so war diese Woche trotz der überall herrschenden Hektik, die die zwei Snow Days verursacht haben, relativ entspannt. In 102 haben wir das Thema Gesundheit begonnen und neben dem Präteritum, einem neuen Grammatikkapitel, auch die Präpositionen, Pronomen, reflexiven Verben und den Imperativ wiederholt. Spannender war es in den Konversationsklassen, denn hier haben wir Fotos, die die StudentInnen am Campus gemacht haben, ausgetauscht und über Gründe und Folgen der Umweltverschmutzung und den Klimawandel gesprochen. Und genau so schnell wie es hier klingt, war die Arbeitswoche dann auch schon wieder um, sodass wir am Donnerstag unseren ersten Stammtisch in diesem Semester veranstalten konnten.

Und wie viele Events zuvor, war auch dieses wieder sehr erfolgreich. Was mich besonders gefreut hat, war, dass sehr viele unserer 102-StudentInnen gekommen sind …
… ob wohl das Essen daran schuld war?
Wie ihr sehen könnt, habe ich wieder einmal versucht, österreichische Kultur zu teilen und habe Palatschinken und Frittatensuppe serviert! Ihr glaubt gar nicht, wie Einige eingehaut haben ... Palatschinkenteig aus fast einem Liter Milch und insgesamt 9 Eiern hat da nur knapp gereicht :-)).
Aber nicht nur die Uni hat mich diese Woche beschäftigt, sondern auch die Schule, denn am Mittwoch war ich auf Besuch in der Druid Hills High School, die nur 10 Gehminuten von meiner Wohnung liegt. Teil des American Education – Kurses sind 12 Tutoringstunden, die die StudentInnen in einer Schule absolvieren müssen und dies hab ich zum Anlass genommen, endlich auch einen tieferen Einblick in das US-amerikanische Schulsystem zu bekommen. Und weil ich kaum Zeit finde, hier auch noch als Tutorin tätig zu sein, habe ich ganz unverschämt nachgefragt, ob es nicht möglich wäre, einfach ein bisschen zu hospitieren. Und ja, die für uns zuständige Lehrerin hat mir ein unschlagbares Angebot gemacht, dass ich in den kommenden Wochen wahrnehmen werde. Ich darf nämlich nicht nur ihren Literaturunterricht für internationale Schüler und Schülerinnen besuchen und beobachten, sondern sie wird mich auch mit Englisch- und GeschichtelehrerInnen zusammenbringen!!! Ich freu mich schon riesig darauf und werde euch natürlich auf dem Laufenden halten!
Schule war aber nicht nur im Schulhaus, sondern auch bei der State German Convention, die ich am Freitag und Samstag mit Marianne besucht habe, zentrales Thema. Und dabei habe ich gleich zwei Dinge, wie wir alle nur zu gut aus Filmen kennen, hautnah miterleben und sehen können: SchülerInnenwettbewerbe und ein Sommercamp.
Am Freitagnachmittag bin ich also mit Marianne in den Südosten Georgias gefahren, um im Camp Jackson ...
... an der von der Georgia-Abteilung der American Association of Teachers of German (AATG) organisierten State German Convention (SGC) teilzunehmen. Nach etwa 1 ½ Stunden Fahrzeit durch Südstaatenorte wie Convington, wo man ganz viele ganz typische Häuser für den Süden sehen kann, sind wir dann auch schon an unserem Ziel angekommen.
Und das Camp war nicht nur wie im Film, sondern auch wunderschön! An einem See gelegen befinden sich hier auf einem riesigen Areal viele kleine und größere Häuschen. Während die kleinen zum Schlafen dienen, so befinden sich in den größeren Häusern die Mensa, aber auch Hörsäle mit Bühnen und große Säle für Gruppenveranstaltungen. Aber seht selbst!
Hier könnte man es glaub ich wirklich aushalten – besonders im Sommer!! Aber wir waren ja nicht zum Ausspannen hier, sondern waren gut beschäftigt. Diese Convention ist eine von vielen großen Deutschevents, die die AATG jedes Jahr veranstaltet und Ziel ist es, die deutsche Sprache aufleben zu lassen und DeutschschülerInnen aus dem ganzen Bundesstaat zusammenzubringen. Und so haben hier 19 High Schools mit etwa 300 Schüler und Schülerinnen teilgenommen und auf dem Plan standen 2 Tage voller unterschiedlicher Aufgaben: von Sackwerfen und einem Glücksrad über Tanz und Gesang bis hin zu Wanderungen, Bastelstunden und Wettbewerben in welchen es zum Beispiel um Gedichtrezitation, Buchstabieren und Stehgreifreden ging. Und all das hatte ein Thema: Feste und Feiertage.
Nach dem Abendessen stand uns am Freitag auch schon unsere erste Aufgabe bevor – wir waren Juroren für einen Backwettbewerb in welchem wir in 4 Kategorien: Stollen, Plätzchen, Apfelkuchen und Schwarzwälderkirschtorte unsere Sieger wählen mussten. Neben dem Geschmack spielte auch das Aussehen und die Authentizität eine Rolle und so haben wir uns gleich einmal eine Stunde durch all die Leckeren Süßspeisen, die die SchülerInnen (oder auch Eltern?) schon zu Hause vorbereitet und dann mitgebracht haben.




Mmmhhhhhh … da waren wirklich leckere Dinge dabei!!! Mit vollem Magen gings dann auch zu unserer eigentlichen Aufgabe hier – der College Fair, bei welcher sich die Schüler und Schülerinnen über unterschiedliche Colleges und Universitäten in Georgia informieren konnten. Natürlich jene, die auch Deutsch anbieten: Mercer, Georgia State and Kennesaw State University.
Dies war spannend, denn im Vergleich ist Emory mit Abstand nicht nur die einzig private und beste, sondern auch die teuerste Universität. Und ist nicht nur die Chance, auch aufgenommen zu werden, kleiner, sondern auch die Kosten unterscheiden sich ganz extrem. Während Emory um die 55.000$ pro Jahr kostet, sind es bei Kennesaw nur 14.000 und bei Georgia State gar nur knapp 5.000$. …
Was soll ich hier noch sagen … ?
Nach einer etwas kühleren Nacht und typisch amerikanischem Frühstück mit Eiern, Speck und Biskuits war ich am Samstag dann für die Gedichtstation eingeteilt. Gemeinsam mit einem Kollegen von einer anderen Uni musste ich bewerten, wie gut die Schüler und Schülerinnen ihren Levels entsprechende Gedichte auswendig gelernt und vorgetragen haben. Leider kamen viele gleich gar nicht durch, aber dafür habe ich wirklich ein paar tolle neue Gedichte kennengelernt.
http://www.sgcgeorgia.com/#!poetry-recitation/c1eci
Ja, und dann war eigentlich auch schon alles wieder vorbei … Für mich war es aber eine wirklich tolle Erfahrung, weil ich nicht nur ein paar Einblicke in das amerikanische Schulleben bekommen, sondern auch viele interessante Menschen kennengelernt habe. Ich war recht überrascht, wie viele Deutsche hier in Georgia im Bildungsbereich tätig sind – eine echte Community :-))! Und so habe ich auch etwas gelernt, denn jener Kollege, mit welchem ich den Samstagvormittag verbracht habe, hat mir von einem wirklich spannenden Projekt erzählt, bei dem er selbst mitarbeitet. Und zwar geht es dabei um die Aufarbeitung der Geschichte ein paar Salzburger Familien, die als erste deutsche Migranten im 18. Jahrhundert nach Georgia kamen. Da muss ich mich wirklich mal durcharbeiten und durchklicken, denn für mich ist das etwas ganz Neues … und als Österreicherin interessiert mich das natürlich ganz besonders!!
http://georgia.aatg.org/germanroots/welcome.html
Und weil ich gerade bei der Geschichte bin – fast hätte ich darauf vergessen … Diese Woche haben wir an Emory den wohl wichtigsten Tag der Universität gefeiert: Founders Day.
Für mich ist das im Vergleich zur Uni Wien zwar nicht sehr alt, aber Emory wurde 1836 gegründet, genau 200 Jahre nach der ersten US-amerikanischen Uni – Harvard – in Boston. Und so konnte ich am Donnerstag, 6. Februar, in die Geschichte eintauchen und den wichtigsten Meilensteinen entlang wandern.
The Methodist Episcopal Church founded Emory College in 1836 in the small Georgia town of Oxford. The founders named the town for the school’s prestigious British cousin, and named the school for a bishop who dreamed of an American education that molded character as well as the mind.
The little school struggled for decades, and finally began to prosper in the late 1800s. By 1914, the Methodist Church was looking to create a university in the South, and Emory College was looking to expand.
Um ehrlich zu sein, hätte ich mir eine solche Feier zwar etwas anders, v.a. größer und eindrucksvoller vorgestellt, aber während die StudentInnen wieder einmal mit kostenlosem Essen versorgt wurden (was hier ganz wichtig ist, denn sonst würde wohl auch niemand kommen …) …
… so waren zumindest zwei der Gründerväter unterwegs :-) und auch eine Pferdekutsche hat an alte Zeiten erinnert hat.
Mehr hätte in die letzte Woche wohl auch kaum mehr gepasst :-) und so verabschiede ich mich mit lieben Grüßen! Und meinen lieben KollegInnen in den Schulen wünsche ich im Norden einen guten Start ins zweite Semester und allen im Süden schöne und v.a. erholsame Ferien!!! Alles Liebe und …
… bis bald!