Woche 23, 24 und 25
ODER auch "Ein neues Spiel - ein neues Glück"
Das Frühlingssemester in nun bereits im vollen Ganze und hat mich auch schon wieder fest im Griff – und das trotz zwei verkürzter Arbeitswochen … Neben all den Korrekturen, Lektüren, Arbeitsblättern und Quizzes hab ich aber doch auch ein wenig Zeit gefunden, die Zeit hier zu genießen – und so habe ich auf meiner Liste auch schon ein weiteres Häkchen machen können. Und in meinem Kampf, der sich nach meinem letzten Bericht doch noch ganz schön intensiviert hat, steht ich aber im Moment auf der klaren Gewinnerseite – klopf, klopf … :-) … Es gibt also wieder einmal Einiges zu erzählen!
Wie im letzten Semester unterrichte ich wieder drei Klassen, besuche zwei Kurse und neben Sprechstunden und einem wöchentlichen Meeting konnte ich glücklicherweise auch meinen freien Freitag behalten :-).
Und obwohl all das auf den ersten Blick relativ gemütlich aussieht, so hat das Semester viel anstrengender angefangen, als zunächst erwartet.
In German 102, dem Fortsetzungskurs von letztem Jahr, den ich in diesem Semester mit einer zur Hälfte neuen StudentInnengruppe bestreite, haben wir am ersten Unterrichtstag gleich voll losgelegt und so kann ich nach insgesamt nur 6 Stunden (d.h. 300 Minuten) berichten, dass wir nicht nur die Vergangenheit wiederholt und die Zukunft I sowie ein vollkommen neues Thema – Budget und Konsum – bereits hinter uns gebracht haben, nein, wir haben auch schon ein Häkchen unter den Konjunktiv II im Perfekt und im Präsens gemacht. Wahnsinn, oder? Wenn ich drüber nachdenke, dann weiß ich selbst nicht ganz genau, wie wir das gemacht haben, aber die Arbeitsblätter, die ich erste heute korrigiert habe, zeigen mir, dass die StudentInnen offenbar verstanden haben, worum es geht. Zumindest wenn es um den Konjunktiv geht, denn wenn ich an das Quiz, das ich zu Beginn dieser Woche gemacht habe, denke, dann wird mir immer noch ganz leicht übel … denn die Vergangenheit und Gegenwart, die sie eigentlich schon können sollen und für die ich rein gar keine Zeit habe, sie zu wiederholen, macht riiiiiiesige Probleme. Ihr glaubt gar nicht, was man da alles zu lesen bekommt: er spaziert gehen, ihr seid räumt auf, wir gewollt, … – und dabei war das erst im Dezember ein wesentlicher Teil der Prüfung … ?!?! Ich sage nur „ohne Kommentar“ und das obwohl mir eigentlich nicht die Worte fehlen … (einer kleiner versteckter Hinweis auf meine neue Fußnote :-) …)
Aber ich möchte nicht jammern, denn die Arbeit bringt neben den wirklich lieben StudentInnen und KollegInnen auch sonst noch tolle Seiten mit sich.
Einerseits meine beiden Konversationskurse, in welchen ich mit den StudentInnen ein großes Projekt zum Thema Nachhaltigkeit machen werde. Nach einer ersten Kennenlernstunde haben wir diese Woche unsere ökologischen Fußabdrücke berechnet und das war richtig spannend. V.a. meine Vorbereitung dafür war sehr lehrreich! Wusstet ihr, dass wir ÖsterreicherInnen im Durchschnitt Ressourcen von 4,6 globalen Hektar verbrauchen? Das erschreckende daran ist, dass uns, um die Umwelt und Erde im Gleichgewicht zu halten, pro Person nur 1,8 globale Hektar zustehen … also echt etwas zum Nachdenken! Die StudentInnen brauchen übrigens etwa 3,7 globale Hektar, also immer noch mehr als zwei Erden. Ausgehend davon werden wir uns in den kommenden Wochen dem Thema nun langsam annähern, um im April hoffentlich tolle „Produkte“ präsentieren zu können. Ich selbst bin schon gespannt, wo uns die Reise hinführen wird, aber ich bin überzeugt, dass es toll werden wird!
Andererseits die beiden Kurse, die ich besuchen muss bzw. darf. Zunächst Ethnic Experiences in America, wo wir uns nicht nur die Geschichte der Migration nach Amerika genau ansehen, sondern auch die Frage stellen, was Ethnizität eigentlich ist und woher sie kommt. Und obwohl es in diesem Kurs jede Woche wahnsinnig viel Lesestoff gibt, so ist es wirklich wahnsinnig spannend. Ich kann viel lernen und hoffentlich auch viel mit nach Hause bringen. Noch interessanter ist aber mein zweiter Kurs American Education. Und während wir uns mit Geschichte und Philosophie von Bildung und aktuellen Themen beschäftigen, so ist die aktive Arbeit in einer Schule ein Teil der Note. Ich werde nicht die Zeit haben, die vorgegebenen 12 Tutoringstunden zu absolvieren, aber in der kommenden Woche werde ich beim ersten Meeting in der High School, die von mir zu Fuß erreichbar ist, fragen, ob es mir möglich ist, zumindest ein wenig zu hospitieren. Denn ich möchte wirklich einen Einblick in das amerikanische Schulsystem und –leben bekommen!
Vor mir liegt also ein spannendes Semester mit vielen unterschiedlichen Themen, Aufgaben und Herausforderungen … und ich hoffe, viel Interessantes mit euch teilen zu können!
Aber ich bin ja (angeblich :-)) nicht nur hier, um zu arbeiten … also gibt auch noch einen Einblick, was ich in meinen freien Minuten so treibe …
Die letzte Ferienwoche habe ich eigentlich recht entspannt verbracht … eigentlich, denn schon zwei Tage nach der Ankündigung des mir bevorstehenden Kampfes hat sich dieser ganz unerwartet ganz schön intensiviert. War ich ja schon fast gewohnt, Kakerlaken in der Küche zu haben, so liefen mir an einem Tag gleich zwei an bislang ungewohnten Orten über den Weg: im Bad und dann noch im Vorraum an der Wand. Mit einem Adrenalinspiegel, der wahrscheinlich nicht mal mehr messbar ist, habe ich nun gut 1 ½ Wochen Schlaf bei voller Beleuchtung hinter mir – Kakerlaken scheuen angeblich Licht – und habe nun alle Lebensmittel noch einmal zusätzlich in Plastikboxen gepackt. Das klingt auch gut, betrifft letztlich aber nur die Küche, weswegen zumindest ein weiteres Schlachtfeld, das Badezimmer, übrig bleibt. Und meine Erkundigungen haben mich alles andere als beruhigt: ich dürfte sogenannte German Roaches (passend, oder?) haben, die eine andere Art Kakerlaken sind als die großen schwarzen, von denen ich euch das letzte Mal ein Foto gezeigt habt. Und diese lieben Wasser! Kakerlaken können angeblich Wochen und Monate ohne Nahrung auskommen, aber nur 7 Tage ohne Wasser – und so sind sie gern, wo Wasser ist: im Bad und in der Küche. Und die Abhilfe, die ich empfohlen bekommen habe? – Sogenannte Kakerlakenmotels, die sie anlocken und in welchen sie vergiftetes Essen zu sich nehmen, das sie aber nicht sofort umbringt, sondern ihnen genug Zeit lässt, um in ihre Nester zurückzukehren und dort gleich ganz viele ihrer Artgenossen mit in den Tod zu reißen.
Ihr könnt euch vorstellen, wie es mittlerweile bei aussieht – allein in Küche und Bad stehen insgesamt 22 dieser „Fallen“ … und sie scheinen zu helfen! Und solltet ihr euch nun fragen, wo all die lieben MitbewohnerInnen herkommen, so sage ich nicht viel, sondern zeige euch einzig ein Foto von unserer Müllentsorgung im Tower.
Bei all dem v.a. psychischen Stress braucht man auch mal ein paar Momente, in welchen man abschalten kann und dank Christoph, der mich nicht nur mit Schokolade versorgt hat, habe ich letztes Wochenende mein erstes „richtiges“ Frühstück seit Monaten genossen – ganz so, wie es sich gehört: Kornspitz zum Dunken in ein perfektes 4 ½ - Minuten – Ei … :-))))
Und auch die Abende habe ich oft in netter Gesellschaft verbracht: bei einem gemütlichen Essen mit in meinen „MitbewohnerInnen“ im German House, denn da Jordan ausgezogen ist, haben wir eine neue und auch ganz liebe neue Mitbewohnerin, Samantha, bei einem come together mit einigen graduate – StudentInnen (d.h. Master) und natürlich auch mit meinen lieben Freunden Abby, Sarah und Joe. Und da haben wir ein neuen Brettspiel ausprobiert, das seinen Untertitel A party game for horrible people wirklich nicht umsonst hat. Cards Against Humanity spielt man in einer Gruppe von mindestens 4 Personen, wobei jeder 7 Karten mit Anworten auf der Hand hält, mit welchen man jede Runde eine neue Frage beantworten muss. Und der wechselnde Fragensteller kürt jeweils einen Sieger, was bedeutet, dass die Antworten besonders abartig, überraschend, … sein sollten, um ihn oder sie zu überzeugen. Das klingt vielleicht noch fad, wenn man aber erst mal die Fragen und Antworten kennt, so kann es nicht nur zu ganz grauslichen und abstoßenden, sondern auch zu politisch absolut inkorrekten, … Sätzen kommen. Ein echter Spaß also, aber seht selbst!
Infos und eine kostenlose Version zum Runterladen findet ihr hier: http://cardsagainsthumanity.com/ - auch auf Deutsch :-)!
Und zu einem gemütlichen Spieleabend gehört ja schließlich auch noch Bier und weil ihr ja meine Schwierigkeiten mit dem US-amerikanischen Bier bereits kennt, kann ich berichten, dass ich endlich eines gefunden habe, das mir wirklich schmeckt! Abby hat es gesehen und für mich, wie sie sagt, einfach kaufen müssen … die Frage bleibt nur, in welchem Zusammenhang der Name letztlich mit meinen Geschmack steht … :-)) ???
Am 20. Jänner feiert die USA einen Feiertag – Martin Luther King Day und zu Ehren seiner Person hat Emory eine ganze Gedenkwoche mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen zu seinen Ehren abgehalten. Und gestern habe auch ich die Chance genutzt und habe das Unishuttle zum MLK-Center genommen und mich etwas fortgebildet. Und es war nicht nur lehrreich, sondern auch sehr berührend …
Martin Luther King jr. wurde 1929 in Atlanta geboren und ist uns allen nicht nur als Pastor, sondern besonders als Bürgerrechtler bekannt. Er kämpfte für die Rechte der African Americans, denn zu seiner Zeit galten die sogenannten Jim Crow – Gesetze, die die „weiße“ von der „schwarzen“ „Rasse“ strikt trennte.
The Jim Crow Laws
- A black male could not offer his hand (to shake hands) with a white male because it implied being socially equal. Obviously, a black male could not offer his hand or any other part of his
body to a white woman, because he risked being accused of rape.
- Blacks and whites were not supposed to eat together. If they did eat together, whites were to be served first, and some sort of partition was to be placed between them.
- Under no circumstance was a black male to offer to light the cigarette of a white female -- that gesture implied intimacy.
- Blacks were not allowed to show public affection toward one another in public, especially kissing, because it offended whites.
- Jim Crow etiquette prescribed that blacks were introduced to whites, never whites to blacks. For example: "Mr. Peters (the white person), this is Charlie (the black person), that I spoke to
you about."
- Whites did not use courtesy titles of respect when referring to blacks, for example, Mr., Mrs., Miss., Sir, or Ma'am. Instead, blacks were called by their first names. Blacks had to use
courtesy titles when referring to whites, and were not allowed to call them by their first names.
- If a black person rode in a car driven by a white person, the black person sat in the back seat, or the back of a truck.
- White motorists had the right-of-way at all intersections.
Und so wurde Martin Luther King zur Verkörperung des Kampfes und des Widerstands – ganz nach seinem Vorbild Ghandi jedoch gewaltfrei – und viele folgten ihm. Und so protesierten 1963 im Rahmen des March to Washington insgesamt rund 250.000 Menschen für Arbeit und Freiheit – das Highlight: die uns allen bekannte I have a dream – Ansprache.

Während Martin Luther King jr. unzählige Male im Gefängnis saß, war er 1964 nicht nur Mann des Jahres des Time Magazine, sondern erhielt auch den Friedensnobelpreis. Und er kämpfte unaufhaltbar – in der Kirche und auf den Straßen. Die Rassentrennung wurde per Gesetz schließlich aufgehoben, aber immer noch gab es viel zu tun!
An dieser Stelle gäbe es viel zu erzählen und deshalb gibt es für alle, die mehr wissen wollen, all die Reden
http://www.nps.gov/malu/forteachers/otherresources.htm
und hier einen kurzen Einblick in das Leben und Werk Martin Luther King jr.
Im April 1968 wurde MLK auf dem Balkon eines Motels erschossen – eine Tat, die bisher nicht eindeutig aufgeklärt werden konnte und um die sich seither unzählige Verschwörungstheorien Gedanken machen. Die Grabstätte findet sich heute im Martin Luther King Historic District in Altanta und erinnert an die Geschichte.
Aber es geht nicht nur um Erinnerung, sondern darum, etwas daraus zu lernen und in die Zukunft mitzunehmen!
And so even though we face the difficulties of today and tomorrow, I still have a dream. It is a dream deeply rooted in the American dream.
I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: "We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal."
I have a dream that one day on the red hills of Georgia, the sons of former slaves and the sons of former slave owners will be able to sit down together at the table of brotherhood.
I have a dream that one day even the state of Mississippi, a state sweltering with the heat of injustice, sweltering with the heat of oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice.
I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.
I have a dream today!
I have a dream that one day, down in Alabama, with its vicious racists, with its governor having his lips dripping with the words of "interposition" and "nullification" -- one day right there in Alabama little black boys and black girls will be able to join hands with little white boys and white girls as sisters and brothers.
I have a dream today!
I have a dream that one day every valley shall be exalted, and every hill and mountain shall be made low, the rough places will be made plain, and the crooked places will be made straight; "and the glory of the Lord shall be revealed and all flesh shall see it together."
This is our hope, and this is the faith that I go back to the South with.
With this faith, we will be able to hew out of the mountain of despair a stone of hope. With this faith, we will be able to transform the jangling discords of our nation into a beautiful symphony of brotherhood. With this faith, we will be able to work together, to pray together, to struggle together, to go to jail together, to stand up for freedom together, knowing that we will be free one day.
And this will be the day -- this will be the day when all of God's children will be able to sing with new meaning:
My country 'tis of thee, sweet land of liberty, of thee I sing.
Land where my fathers died, land of the Pilgrim's pride,
From every mountainside, let freedom ring!
And if America is to be a great nation, this must become true.
And so let freedom ring from the prodigious hilltops of New Hampshire.
Let freedom ring from the mighty mountains of New York.
Let freedom ring from the heightening Alleghenies of Pennsylvania.
Let freedom ring from the snow-capped Rockies of Colorado.
Let freedom ring from the curvaceous slopes of California.
But not only that:
Let freedom ring from Stone Mountain of Georgia.
Let freedom ring from Lookout Mountain of Tennessee.
Let freedom ring from every hill and molehill of Mississippi.
From every mountainside, let freedom ring.
And when this happens, and when we allow freedom ring, when we let it ring from every village and every hamlet, from every state and every city, we will be able to speed up that day when all of God's children, black men and white men, Jews and Gentiles, Protestants and Catholics, will be able to join hands and sing in the words of the old Negro spiritual:
Free at last! Free at last!
Thank God Almighty, we are free at last!
Ein wirklich spannender und lehrreicher Ausflug und ich hoffe, noch mehr über die US-amerikanische Geschichte zu erfahren, wenn ich bald endlich das Geschichtemuseum besuchen werde! Euch werde ich auf jeden Fall wieder mitnehmen :-)!
Ja, und somit bin ich auch schon wieder am Ende angelangt! Nach einem wirklichen aufregenden Semesteranfang hoffe ich, dass nun langsam wieder etwas Routine und Ruhe eingekehrt! Ich denke jedenfalls sehr oft an euch und sage mal wieder:
Bis bald …