Woche 19 und 20

ODER noch ein bisschen Arbeit bevor das Christkind endlich kommt

 

Wie ihr ja bereits alle wisst, war ich letzte Woche wieder auf Reisen und während ich danach eigentlich schon gerne meinen Jahresabschluss hinter mir gehabt hätte, so wartete in der letzten Woche vor Weihnachten noch richtig viel Arbeit auf mich. Dafür ist es nun aber geschafft …

 

 

Aber lasst mich am Anfang beginnen – wieder mal auf dem Weg in den Norden. Dieses Mal hat mich meine Reise jedoch in den Nordosten geführt, wo ich nach 1 ½ Stunden Flug am Mittwochnachmittag in Washington D.C. gelandet bin.

 

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Das Thema: fulbright mid-year conference und schon bei der Ankunft im Hotel – wir waren ganz vornehm im Hilton untergebracht – war ich überwältigt von der Anzahl „Gleichgesinnter“. Denn wir sind derzeit knapp 400, genau 388 Teaching Assistants hier in den USA, die als cultural ambassadors – wie wir hier gerne genannt werden – insgesamt 49 verschiedene Länder repräsentieren. Und ihr könnt euch sicher vorstellen, wie es da überall nur so gewuselt hat … :-)

 

 

Und da kommen wir alle her ...

 

 

Am Mittwochabend hatte ich dann noch ein bisschen Zeit, ein bisschen spazieren zu gehen und die Stadt auf mich wirken zu lassen, bevor es am Donnerstag dann auch richtig losgegangen ist: Lectures, Sessions, Workshops und dazwischen grade mal ein bisschen Zeit für Frühstück, Lunch und Dinner.

 

Und dabei waren die Vorträge wieder einmal unglaublich spannend und fesselnd …

 

Konferenzplan D.C. 2013.pdf
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Begonnen hat alles mit einem einstündigen Lobgesang auf fulbright. Und während nicht nur unzählige Personen, die in diesem ganzen Werkel in unterschiedlichen Institutionen mehr oder weniger am fulbright-Programm beteiligt sind, vorgestellt wurden, so haben sie sich unzählige Male gegenseitig gedankt. Und offenbar gehört das auch einfach dazu, denn insgesamt 44, hauptsächlich Männer, hätten ohne fulbright wohl auch nie den Nobelpreis gewonnen :-). Ein besonders wichtiger Bestandteil der offiziellen Eröffnung war auch unsere Einschwörung … und so bin auch ich nun offenbar eine fulbrighterin fürs Leben, der nun (und das wäre vorher offenbar nicht möglich gewesen?) alle Türen offen stehen?! Ob ich nun auch den Nobelpreis kriegen werde …

 

 

Naja ... mal sehen :-).

 

Am ersten Tag gings dann weiter mit unterschiedlichen und mehr oder minder interessanten Vorträgen und Workshops: von aussterbenden Sprachen und Jazz über Using psycholinguistics to teach pronunciation bis hin zu Facilitating effective participation und Building a new generation of leaders for a global environment. Die meisten dieser Themen habe ich mir auch gewünscht, musste letztlich aber feststellen, dass ich nicht immer auch das erwartet hab, was wir "bekommen" haben. :-(( Letztlich ist der Tag aber relativ schnell vergangen und nach einem den Tag abschließenden Spaziergang durch D.C. und Abendessen mit einigen meiner österreichischen KollegInnen bin ich dann auch schon bald ins Bett gefallen.

 

Und die Kraft brauchte ich auch, denn am Freitag erwarteten uns nicht nur wieder Vorträge und Workshops, sondern auch ein gemeinsames Mittag- und Abendessen und eine abschließende "Party" mit Talentshow und anschließender "Disco". Ein langer Tag also, der rückblickend aber Gott sei Dank wesentlich interessanter war als der vorherige. Zum Großteil zumindest, denn einer der ersten Vorträge in der Früh hat zunächst nichts Gutes erwarten lassen. Denn Passwortsicherheit im Internet war wirklich nicht das, was wir gebraucht hätten ... 

 

Danach aber wurde es spannender, denn in den folgenden Workshops haben FLTAs von ihren Erfahrungen berichtet - von ihren Unis, ihren ersten Tagen in den USA und sie haben Unterrichtsideen mit uns geteilt. Und da war viel Spannendes dabei: von fehlenden Kursangeboten und der Notwendigkeit, Büros und Klassenzimmer erst einmal selbst putzen zu müssen bis hin zu großartigen neuen Freundschaften, die sichim letzten halben Jahr entwickelt haben. In Ergänzung zu all den Gedanken, Erfahrungen und Abenteuern, die wir in unseren freien Momenten untereinander ausgetauscht und miteinander geteilt haben, war das wirklich toll!

 

Einzig eins hat ein mit ein bisschen weh getan. Und zwar all die tollen Dinge, die andere von ihren Unterrichtsstunden berichtet haben. Stolz haben sie von gegkückten Methoden und beeindruckenden Projekten erzählt und ich konnte dabei nur an unseren straffen Kursplan denken, in welchem ich kaum Zeit und Möglichkeit habe, viele unterschiedliche Methoden einzusetzen oder gar Projekte ins Leben zu rufen. Aber meine beiden Konversationsklassen halten mich Gott sei Dank "am Leben", ebenso wie all die wundervollen Erinnerungen an das letzte Jahr am Laaerberg.

 

Man kann sich das wahrscheinlich kaum vorstellen, wenn man nicht selbst dabei war, aber es ist schon beeindruckend so viele unterschiedliche Menschen und Kulturen zu treffen und kennenzulernen. 49 Länder an einem Fleck - das passiert mir, wenn überhaupt, dann bestimmt nicht so schnell wieder. 

 

Und dann war es auch schon wieder fast vorbei. Zwar hat ein offizieller Abschluss der Konferenz zwar gefehlt, dafür war aber der inoffizielle ein wirklich Gelungener. Im Mittelpunkt: KULTUR und so haben auch wir ÖsterreichInnen alles gegeben :-)).

 

 

 

Und hier ein paar Eindrücke der Talentshow, in der 10 Gruppen aus unterschiedlichen Ländern - Irland, Kolumbien, China, Nigeria, Russland, Indien, Türkei, Marocco, Indonesien und Brasilien - Tänze und Musik ihrer Heimatländer mit uns geteilt haben. Von Klängen des irischen Dudelsachäquivalents über lateinamerikanische Rhythmen, indischem Bollywood und arabischen Traditionen bis hin zu afrikanischen Trommellauten, begleitet von Sprechgesang und Tanz. Und alle hatten es voll im Blut und das Motto hätte besser nicht passen können:

 

Fulbright's got talent :-)

 

 

Ja, ihr habt richtig gesehen - ich bin es, die ein Mikro in der Hand hält ... Und das, weil ich Mitglied des Talent Show Committees war, das nicht nur die Performances ausgewählt hat - 10 aus ingesamt 22 "Bewerbungen" - , sondern auch die Show moderiert hat - gemeinsam mit Fernanda, einer brasilianischen Kollegin.

 

Und nach der "Disco", die um 12 leider schon zu Ende war und zwei Gläsern Wein, die insgesamt 18$ gekostet haben, war die Konferenz dann auch zu Ende. Denn für den Samstag standen nur noch zwei Dinge auf dem offiziellen Programm: zwischen 6 und 10 Breakfast on your own :-) und dann die Abreise.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen, die entweder nach Hause geflogen oder eine USA-Reise begonnen haben, hat mich mein Weg zurück nach Atlanta geführt - musste ich ja auch noch fast eine Woche arbeiten ... :-(( Zuvor aber habe ich die Zeit bis zu meinem Rückflug genutzt und mir D.C. etwas genauer angesehen. Denn ganz anders als in Philadelphia, wo wir alle gemeinsam eine Stadtrundfahrt gemacht haben, hat fulbright dies für die wohl wichtigste Stadt in den USA leider nicht vorgesehen. Gott sei Dank hab ich im Vorheinein aber mitgedacht und einen späten Flug gebucht, sodass ich genug Zeit hatte, mich in den Bus zu setzen und all die Orte zu besuchen, die uns allen nur allzu bekannt sind.

 

 

 

Die erste Station: das Weiße Haus.

 

 

Schon komisch ... da bin ich mit einem Kollegen so in D.C. herumspaziert und plötzlich standen wir vor einem weißen Haus. Und während ich meinte, dass es eben das weiße Haus sei, so meinte er nur, nein, das kann nicht sein, es sei viel zu klein und unscheinbar. Zwar war es wirklich das White House, letztlich muss ich aber sagen, dass ich richtig enttäuscht war. Denn irgendwie geht dieses kleine Häuschen neben all den anderen total unter und größer hätte ich es mir ohnehin vorgestellt ... Der Präsident braucht wohl doch nicht so viel Platz ... :-).

 

Dafür war alles andere wirklich beeindruckend! Und während ich das Capitol und das Lincoln Memorial nun auch endlich mit eigenen Augen und v.a. "live" gesehen habe, so konnte ich mich nicht erwehren, ständig an die Simpsons und all die Verschwörungstheorien, von denen man so hört, zu denken :-). Also ein wirklich spannender Ausflug, wenn auch leider dennoch viel zu kurz, denn fürs Smithsonian hats leider nicht mehr gereicht :-(.

 

 

Zusammenfassend waren die Tage in Washington wirklich toll für mich, einerseits, weil ich all die FLTAs, die ich im Sommer in Philadelphia kennengelernt habe, und auch all die ÖsterreicherInnen wiedergesehen habe, andererseits aber v.a., weil ich ganz viel über mein erstes halbes Jahr hier nachgedacht habe. Der Austausch all unserer ganz persönlichen Erfahrungen an so vielen verschiedenen Orten hat es mir ermöglicht, meine eigene Situation hier mit ganz anderen Augen zu sehen. Zwar ist es schwer, wirkliche Vergleiche zwischen uns allen zu ziehen, denn dafür, auch wenn das überraschen mag, sind wir ja alle mit demselben Programm hierher gekommen, sind unsere Aufgaben und Verträge viel zu unterschiedlich. Und so sind auch die all unsere Erfahrungen verschieden und reichen letztlich von "Ich hab schon übers Abbrechen nachgedacht." bis hin zu "Alles wunderbar und das beste Jahr meines Lebens." Mein Resümee möchte ich hier noch nicht endgültig ziehen, liegt ja noch die zweite Hälfte und damit noch einnmal etwa 170 Tage vor mir, aber ich kann schon mal sagen, dass ich es so schlecht nicht erwischt hab.

 

Was aber im Moment ganz wahnsinnig fehlt und seit meinem letzten Bericht ist das noch viel schlimmer geworden,  ist die Weihnachtsstimmung. Schön war es deshalb, in Washington zumindest ein bisschen davon zu sehen. Denn auch hier dauert es schließlich nicht mehr lang bis Santa Claus endlich kommt ...

 

 

 

Leider hatte ich in Washington aber nicht genug Zeit, auch endlich in Weihnachtsstimmung zu kommen ... auch nicht zurück in Atlanta, denn hier erwarteten mich neben fast 30 mündlichen Prüfungen auch die gemeinsame Korrektur der schriftlichen Abschlussprüfungen im German 101 - Kurs. Und so sind wir - ganz viele fleißige Bienchen - am Montag auch über 5 Stunden gesessen und haben fast 100 Prüfungen korriegiert ...

 

 

Während einige danach auch schon in die wohlverdienten Ferien gehen konnten, standen mir noch drei Tage mit Prüfungen bevor. Aber nicht nur das, auch die End- bzw. Semesternoten waren fällig ... Ihr werdet lachen, aber sogar dieses Ergebnis hat mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet. Aber nicht, weil ich nicht froh bin, so gute Noten zu geben, sondern eher deshalb, weil ich das System der Notenvergabe hier immer noch nicht ganz kapiert hab ...

 

????

 

Unsere SchülerInnen zu Hause würden sich jedenfall freuen :-)), denn ich habe letztendlich nur As, A- und B+ vergeben, übersetzt heißt dies Excellent und Above Average. Letztlich bleibt für mich aber doch irgendwie die Frage offen, wie überdurchschnittlich definiert werden kann, ohne überhaupt einen Durchschnitt zu haben, aber die Noteninflation, die in den letzten Jahren Einzug in die amerikanischen Universitäten gefunden hat, scheint offenbar auch dies möglich gemacht zu haben :-). Ich bin jedenfalls stolz, mit mehr oder minder gutem Gewissen diese Noten vergeben zu haben - auch dann, wenn sie meinen europäischen Ansprüchen nicht einmal annähernd gerecht werden. Aber wie sagt man so schön: Anderes Land - andere Sitten! :-)

 

Das Semester ist nun also abgeschlossen - ein für mich ganz ungewohntes Gefühl, gleich im neuen Jahr neu durchzustarten. Und dann werde ich nicht nur den Fortsetzungskurs 102 und wieder zwei Konversationskurse unterrichten, sondern sich auch die Klassen neu zusammensetzen. Und deshalb möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, euch meine drei Klassen des Winter- bzw. Herbstsemesters, wie es hier genannt wird, vorzustellen.

 

Meine GERMAN 101 - ...

 

... und meine beiden Konversationsklassen.

 

Nachdem die Arbeit nun endlich ruht, hatte ich in den letzten Tagen ein wenig Zeit, mich auf Weihnachten einzustimmen. Begonnen habe ich mit einem Spaziergang mit Abby durch die Nachbarschaft - und beinahe ist es wirklich wie im Fernsehen ... Ich sage nur Tim Taylor :-).

 

 

Wirklich beeindruckend (zumindest wenn mal einfach mal nicht an Energieverbrauch und Stromrechnungen denkt :-)), aber das war noch alles nichts, dennn letztlich sind wir bei diesem Weihnachtsdorf gelandet ...

 

 

Ja, all das steht in nur einem Vorgarten! Und obwohl es total kitschig ist, so ist es letztlich einfach nur wunderschön und romantisch - einfach Weihnachten.

 

Umso schlimmer ist es, am nächsten Tag wieder das zu sehen. Kein Christbaum, keine Lichter, keine Weihnachtsmänner - einfach so wie immer ... Und da soll man in Weihnachtsstimmung kommen? - Und nicht, dass ihr jetzt glaubt, ich hätte ein alten Foto ausgegraben, nein, genau so sieht es wirklich grade aus :-((.

 

 

Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich einige der wenigen bin, die noch hier am Campus sind, denn die meisten der StudentInnen fahren in den Ferien nach Hause. Die dorms am main campus haben sogar überhaupt geschlossen - mit anderen Worten: wohnst du dort, musst du dir für die Ferien einen anderen Schlafplatz suchen ...

 

Da hab ich wirklich noch Glück gehabt, hier am Clairmont Campus "geduldet" zu sein :-) und die Weihnachtsstimmung muss ich mir einfach selber machen. Und das habe ich auch getan und mittlerweile ist mein Appartment auch wirklich christmasy.

 

 

Alles ist bereit, um mein verfrühtes Christkind empfangen zu können. Es dauert nun auch nur mehr wenige Stunden, bis ich es nach sooooo langer Zeit endlich wieder in den Arm nehmen kann :-)). - Und weil ihr den Bericht nun doch erst später zu sehen bekommt, kann ich sagen, dass mein Schatz mittlerweile gut gelandet ist und wir die ersten Stunden mit intensivstem Kuscheln schon hinter uns gebracht haben :-)).

 

Bei euch ist der 4. Adventsonntag auch fast schon vorbei und deshalb wünsche ich euch zwei nicht mehr allzu stressige Tage, bis übermorgen das Christkind zu euch kommt. Bei mir kommt ja heuer Santa Claus :-) und das erst einen Tag später :-((. 

 

Ich möcht euch wissen lassen, dass ihr mir hier sehr fehlt und ich sehr oft an euch denke! Und somit sage ich wieder einmal in alter Manier: 

Bis bald ...