Ich kann euch bei Weitem nicht alles im Detail schildern, was mir hier anders und gewöhnungsbedürftig zu sein scheint, aber einen wesentlichen Aspekt muss ich noch ansprechen, bevor ich zum Ende und wahrscheinlich schlimmsten Faktor komme, an den ich mich in den schon über 200 Tagen nicht gewöhnt habe. Es handelt sich um das System, um Politik, Gesellschaft und Kultur und weil ich hier keine Romane (darüber gibt es nämlich schon viel zu viele Bücher) schreiben will, möchte ich einen Zeitungsartikel mit euch teilen, den ich vor einigen Tagen durch Zufall entdeckt hab und der genau das zum Thema macht, was hier so anders ist.
Ending the Draft Debt ist in der letzten Ausgabe des Undercurrent erschienen und er hat mich erstaunt ... aber lest am besten einfach selbst.
http://www.cagle.com/2012/02/welfare-drug-testing/
Schon spannend, oder? -
Aber letztlich offenbar alles eine Frage der Perspektive ...
Die mittlerweile mit Abstand am meisten´gehassteste Frage ist: "Und wie gefällt es dir hier". Denn während die meisten erwarten, denn wie könnte es anders denkbar sein, als dass man dieses Land einfach lieben muss, ist meine Antwort stets anders: "Das hängt davon ab!" Wovon ...? Naja, woran man eben gerade denkt. Und weil ich dann meist in ungläubige Gesichter blicke, die oft weiterfragen: "Und du willst gar nicht hierbleiben?", sage ich mit Überzeugung: "Nein!" Das verstehen viele nicht ... zumindest bis ich es auf den Punkt bringe. Denn 14 nationale und religiöse Feiertage, 5 Wochen Urlaub vom ersten Arbeitstag an und insgesamt bis zu 3 Jahren bezahlter Karenz sind nicht nur beinahe unglaubwürdig für die lieben Amis, sondern einfach unschlagbar.
Rückblickend muss ich sagen, dass mich diese Aufgabe zwar nun über viele Monate begleitet und mich ungemein herausgefordert hat, sie aber zugleich auch unglaublich spannend war. Wahrscheinlich hätte ich viele Aspekte dieser Welt hier einfach übersehen, hätte ich mir diese Aufgabe nicht gestellt. Und während ich weiß, dass ich hier beim Weitem nicht alles festhalten kann und die Auswahl der Themen mit Sicherheit eine Sache der Perspektive ist :-)) (wer weiß, wie eure Geschichte aussehen würde??), bin ich stolz, all dies festgehalten zu haben - um euch meine Welt zu zeigen, aber auch, um ein paar mehr Erinnerungen mit nach Hause zu nehmen!! Und nach so vielen für euch wahrscheinlich mehr oder weniger interessanten und spannenden Details denke ich gerade nur noch daran, all das auch einfach mal zu Hause zu machen ... (??)
Um diesem Kapitel, nachdem ich wirklich Monate daran gearbeitet habe, nun ein Ende zu setzen, muss ich wohl sagen, dass das Leben hier wahrscheinlich doch nicht so anders ist als zu Hause: Menschen arbeiten, haben Autos und zu Hause fließend warmes Wasser, trinken Kaffee, essen Fleisch, lesen Bücher :-)). Anders wäre es wahrscheinlich, käme ich aus einem anderen Land oder wäre ich nicht in den USA, einem "Erste-Welt-Land" mit "westlicher Ausrichtung" gelandet. Aber dennoch ist es anders und ich kann euch auch sagen warum! Nicht nur, dass mir hier all jene Dinge fehlen, die ich zu Hause habe - wie einen Drucker in meinen vier Wänden, ein Sofa, eine "richtige" Dusche, Küchengeräte und letztlich eine Fernbedienung, nein, ihr seid es, die das Leben einfach unvollständig machen! Ach, was für eine Liebeserklärung ... aber wahr!!!

Denn obwohl ich weiß, dass Dinge wichtig und meist nicht wegzudenken sind, sind es die Menschen um einen herum, die einen komplett machen! Ich bin auch irgendwie komplett, weil ich hier in den letzten Monaten sehr liebe Freunde gewonnen habe und auch wenn dies nicht gewöhnungsbedürftig ist, anders ist es trotzdem. Zumindest ab jetzt, denn sie sind es, die ich nicht mit nach Hause nehmen kann ... - eine wirklich verdrehte Welt!!